Christoph Trummer ist bald 60-jährig und lebt seit rund zwanzig Jahren ohne Besitz – dafür, wie er sagt, in grösstmöglicher Freiheit. Im Sommer in einer Hütte am Bach, winters in einer bescheidenen Behausung. «Reporter» über einen, der sich definitiv nicht an Konventionen hält. Christoph Trummer zog es mit Anfang zwanzig aus der Enge des Berner Oberlandes in die Welt hinaus, um nichts weniger als den Sinn des Lebens zu finden. Kurz nachdem er in Indien angekommen war, wurden ihm alle Sachen gestohlen. Er entschied, sich nicht bei der Schweizer Botschaft zu melden, sondern lebte monatelang auf der Strasse – und war danach ein anderer. Als er alles Materielle verloren hatte, merkte er, dass er dadurch etwas gewonnen hatte: Freiheit. Als Trummer nach Frutigen zurückkehrte, entschloss er sich, so weiterzuleben: besitzlos, dafür frei und glücklich. Er verweigert sich unserer Leistungsgesellschaft seither konsequent und arbeitet nur so viel, dass er seine Fixkosten von rund 700 Franken pro Monat decken kann. So bleibt ihm viel Zeit, um das Leben zu studieren – und es zu geniessen. Reporter Simon Christen hat Christoph Trummer im Bachbett der Engstligen besucht, wo er die Sommermonate als Eremit verbringt.