Fußball, Nationalismus und Religion sind drei prägende Facetten des Alltags am Bosporus. Am Todestag des Staatsgründers Mustafa Kemal Atatürk steht die Stadt für einen Moment kollektiv still. Wenn die Kicker von Fenerbahce verlieren, brennt schon mal das Stadion. Mit der 17-jährigen Schülerin Ipek lernt der Zuschauer die Omnipräsenz des „Vaters aller Türken“ kennen. Und Nebahati Inci lebt vom toten Übervater, denn er stellt Atatürk-Statuen und Büsten aus Plastik her. Alle großen Fußballklubs Istanbuls rühmen sich, Atatürks Lieblingsverein gewesen zu sein. Doch Pasali Birol, ein „Hardcore“-Fenerbahce-Fan, von dem der deutsche Fußballtrainer Christoph Daum sagt, blaugelbes Blut fließe durch seine Adern, beharrt auf Atatürks Affinität zum größten Istanbuler Fußballklub. „In diesem Land kannst du es ganz weit bringen sogar ohne Kapital“, sagt der Intellektuelle Murat Belge, „aber nicht ohne ein Bild von Atatürk“. Feridun Özdemir ist Musiker, Radiomoderator und ebenfalls Fenerbahce-Fan. Beim Sender Marmara-FM geht er täglich drei Stunden on air. Der gläubige Moslem ist aber auch ein Rockstar in der Türkei. Mit islamischem Rock versucht er, das Bild einer toleranten Religion zu vermitteln. (Text: arte)