"Furchtbar ist es zu töten. Aber nicht andere nur, auch uns töten wir, wenn es Not tut, da doch nur mit Gewalt diese tötende Welt zu ändern ist, wie jeder Lebende weiß", schreibt Ulrike Meinhof an Andreas Baader und Gudrun Ensslin. Das Brecht-Zitat aus "Die Maßnahme" belegt in wohl ungewollter Offenheit die Märtyrer-Rolle, in der sich die Führungskader der RAF sehen.
Am Abend des 5. September 1977, kurz vor 17.30 Uhr, schießt ein gelber Mercedes rückwärts aus einer Einfahrt in die Kölner Vincent-Staatz-Straße und blockiert die Fahrbahn. Der Wagen des Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer kann gerade noch eine Notbremsung machen. Die drei Personenschützer im nachfolgenden Mercedes fahren auf das Fahrzeug auf. Zeitgleich ziehen Peter-Jürgen Boock, Sieglinde Hofmann, Willi-Peter Stoll und Stefan Wisniewski Maschinenpistolen aus einem Kinderwagen und eröffnen das Feuer auf die beiden ungepanzerten Autos. Die "Aktion Spindy" der RAF war in vollem Gange. Die Polizisten Brändle, Ulmer, Pieler und Schleyers Fahrer Marcisz sind nach wenigen Sekunden tot. Mindestens 119 Schüsse werden abgegeben. Hanns Martin Schleyer blieb unverletzt und wird entführt.