Vor rund 100 Jahren beginnt im Orient mit dem Bau einer Bahn von Konstantinopel nach Bagdad ein technisches und ein politisches Abenteuer: 2.600 Kilometer durch menschenleeres Gebiet, über reißende Flüsse, schneebedeckte Berge, durch tiefe Schluchten und heiße Wüstenregionen. Deutsche Banken finanzieren das Projekt und deutsche Ingenieure leiten es. Doch es gibt mächtige Gegner. Vor allem die Briten sehen ihre Interessen in der Region gefährdet.
Im Sommer 1914 hatte es so ausgesehen, als ob die Fertigstellung der Bagdadbahn nur noch eine Frage der Zeit sei. Doch durch den Beginn des Ersten Weltkriegs ändert sich alles. Die deutschen Ingenieure werden zurückgerufen und sollen in der Heimat Kriegsdienst leisten. Die Arbeiten an der Bahn ruhen. Aber dann treten die Osmanen auf Seite der Mittelmächte in den Krieg ein. Jetzt wird die Bahn kriegswichtig. Die deutschen Ingenieure kehren an die Baustellen zurück. Mit Hochdruck wird an der Fertigstellung der Bagdadbahn gebaut. Auf ihr werden Truppen, Waffen und Munition in den Süden des Osmanischen Reiches gebracht. Im Sinai greifen türkische Soldaten unter Führung deutscher Offiziere den Suezkanal an. Die Briten erkennen die Gefahr, die von der Bahn ausgeht, und versuchen, deren Fertigstellung zu verhindern. Sie erobern Basra und blockieren den Nachschub für die Bahn vom Persischen Golf her. Als die Briten bei Alexandrette auch den zweiten wichtigen Zulieferhafen für die Bagdadbahn zerstören, wird das Baumaterial knapp. Mit Hilfe der Beduinen und unter Führung von Thomas Edward Lawrence unterbrechen sie an strategisch wichtigen Stellen die Bahntrasse. Die Versorgung der türkischen Garnisonen im Süden des Osmanischen Reiches wird immer schwieriger und fällt schließlich ganz aus. Tausende Soldaten sterben. Es gelingt den deutschen Ingenieuren noch, die Trasse über das Taurusgebirge fertigzustellen, doch es ist zu spät. Im Oktober 1918 unterzeichnen die Osmanen die Kapitulation. Die deutschen Ingenieure müssen das Land verlassen. Ihr kühner Traum von einer Eisenbahnstrecke zwischen Konstantinopel und Bagdad wird erst in den 40er Jahren wahr.