Sophie Scholl kam aus einem liebevollen Elternhaus, das den Mädchen die gleichen Rechte einräumte wie den Jungen. Sie wuchs zu einer selbstbewussten jungen Frau heran, die rauchte, gern Auto fuhr und sich mit ihrem Freund als Ehepaar ausgab, um gemeinsam in einem Hotelzimmer übernachten zu können. Freiheiten, die in der NS-Diktatur keinesfalls selbstverständlich waren. Früh entwickelt sie eine politische Meinung – zeitweise im Widerspruch zu Vater und Mutter. Der Weg Sophie Scholls in den Widerstand war nicht geradlinig. Im Gegenteil – so begeisterten sich die Geschwister Scholl wie viele Intellektuelle ihrer Generation anfangs für die Hitlerjugend, für das Wandern und Singen, für Lagerfeuer und Gemeinschaftserlebnisse. Rasch machte sie Karriere in der Hitlerjugend und im Bund Deutscher Mädel, was zu Spannungen im Elternhaus führte. Die allmähliche Abkehr von der NS-Ideologie war eine Folge von Vorfällen, bei denen die Geschwister zunächst durch ihren ausgeprägten Individualismus in Konflikt mit dem System gerieten. Sie mussten enttäuscht feststellen, dass die verordnete Gleichschaltung nicht die geringste Abweichung duldete. Doch erst im Krieg wurde aus der inneren Distanz zum System der endgültige Bruch. Hans Scholl und seine Freunde leisteten als Medizinstudenten Dienst in der Wehrmacht. Dort erfuhren sie von den entsetzlichen Verbrechen hinter der Front. Diese Erfahrungen, das Wissen um die millionenfache Ermordung von Juden und die sinnlosen Opfer im längst verlorenen Krieg, waren schließlich der Auslöser für die ersten Flugblätter der „Weißen Rose“. Anfangs war Sophie Scholl nicht aktiv beteiligt, erst im Winter 1942 gehörte sie dem kleinen Kreis von Studenten an, die in München weitere Flugblätter entwarfen und verteilten. Sie war zuständig für die Materialbeschaffung und wagte als Erste aus dem Freundeskreis die Fahrt in andere Städte, um dort die Texte zu verbreiten. Als Hans und Sophie Scholl am 18. Februar 1943 bei der