Die zweite Folge von "Unser Krieg" zeigt die dramatische Wende, die der deutsche Afghanistan-Einsatz seit dem Spätsommer 2009 erfahren hat. Die Nacht auf den 4. September 2009 geht als entscheidender Wendepunkt des Afghanistan-Einsatzes der Bundeswehr in die Geschichte ein. Auf Befehl des deutschen Obersts Georg Klein bombardieren Kampfflugzeuge zwei auf einer Sandbank bei Kunduz feststeckende Tanklaster und töten bis zu 140 Menschen. In Deutschland entbrennt eine monatelange Debatte, die am Ende einen Minister, einen Staatssekretär und einen Generalinspekteur den Job kosten wird. In Kunduz stößt die Aufregung im fernen Deutschland auf Unverständnis. Der Luftschlag wird von den Bewohnern der Stadt als längst fällige Reaktion der Bundeswehr auf die zunehmende Präsenz der Taliban empfunden. "Die Afghanen haben uns zugewunken", erinnert sich ein Bundeswehrsoldat, "wir haben das als gewonnenes Vertrauen empfunden". In den Monaten danach eskaliert die Situation im von der Bundeswehr kontrollierten Norden Afghanistans. Allein im Jahr 2010 verüben die Taliban mehr als 120 Angriffe auf deutsche Soldaten, einige davon sind erbitterte und stundenlange Gefechte - mit Gefallenen auch auf deutscher Seite. Schwere Waffen wie die Panzerhaubitze 2000 und die massive Hilfe US-amerikanischer Spezialkräfte bringen nach mehr als einem Jahr blutigen Ringens die Wende. Ende 2011 scheinen die Taliban im Norden besiegt zu sein, die Zahl der Anschläge sinkt dramatisch. Jetzt, vor dem Abzug großer Teile des deutschen Kontingents, stellt sich die Frage, ob die erzielte Stabilisierung von Dauer ist - und welche Lehren die Bundeswehr aus mehr als zehn Jahren Einsatz in Afghanistan ziehen kann.