Er war mit dem ersten Flieger aus Düsseldorf angereist und dementsprechend noch etwas müde. Richard David Precht, Philosoph, Bestsellerautor, TV-Moderator, war für das „Gipfeltreffen“ das erste Mal im Chiemgau, und die Aussicht auf die Tour auf das 860 Meter hohe Hocheck bei Oberaudorf machte ihn schnell wach. Gut gelaunt erzählte er von seiner Kindheit in Solingen mit vier Geschwistern, zwei davon aus Vietnam adoptiert. Die marxistisch und atheistisch orientierten Eltern – der Vater Industriedesigner und Privatlehrer, die Mutter engagiert beim Kinderhilfswerk terre des hommes – versuchten, ihren Kindern eine kritische Sicht auf das Leben zu zeigen. Kleidung gab’s nur vom Flohmarkt, die Mutter vermittelte dem Sohn als überzeugte Feministin ein sehr eigenes Männerbild, das vom Vater auch nie ernsthaft korrigiert wurde. Precht erzählt von den Diskussionen mit den Eltern, seinem Aufbegehren in der Schule, seiner Jugend als Außenseiter. Er kennt sich überraschend gut in der Natur aus, benennt alle möglichen Pflanzen, Vögel und Insekten, die ihm und Werner Schmidbauer auf dem Weg zum Gipfel begegnen. Bei der traditionellen Gipfelbrotzeit gibt es diesmal keine Fleischpflanzerl, sondern eine vegetarische Brotzeit und alkoholfreies Bio-Bier. Die beiden diskutieren über Liebe, Monogamie, Freiheit, Heimat, Eitelkeit, die Arbeitswelt der Zukunft und die Macht der Ideen. Erst als sich Precht und Schmidbauer zum Ende des Gesprächs noch einmal zuprosten, merken sie, dass der Himmel sich längst zugezogen hat. Auf dem Weg ins Tal schlägt das Wetter endgültig um und es beginnt in Strömen zu regnen. (Text: BR Fernsehen)