Morgens um 4.30 Uhr geht Annett Schröder zur Frühschicht in die Charité, Deutschlands wohl bekanntester Berliner Klinik. „Die mag ich immer noch am liebsten“, sagt sie. Doch der Arbeitsalltag auf der Kinderonkologie-Station hat sich verändert: „Wir pflegen noch, aber es geht oft nicht mehr um den Menschen. Der Personalabbau ist erdrückend. Und wenn was schief läuft, sind wir die Schuldigen“, sagt sie. Und es sind tatsächlich Missstände zu finden. Es gibt zu wenige Schwestern, deswegen müssen immer wieder Betten gesperrt werden. Auf einer Station für krebskranke Kinder ist das eine unerträgliche Situation. Therapien werden verschoben, weil es nicht mehr anders geht. Deshalb haben sich die Eltern der betroffenen Kinder beschwert. „Wir haben uns überlegt, ob wir in die Klinik nach Leipzig fahren, damit unsere Tochter versorgt wird“, sagt Andrea Schirrmacher, Mutter einer krebskranken Tochter. Ein Stockwerk tiefer in der Charité, Kinderstation 28/29. Stationsleiterin Corinna Dacosta sitzt in ihrem Büro und weiß nicht, wie sie die Dienstpläne besetzen soll: „Fast jeden Tag fehlen mir Leute. Ich rufe immer wieder Kolleginnen aus der Freizeit zurück in die Station. Die schieben dann Unmengen Überstunden vor sich her. Oder ich muss Leasingkräfte besorgen.“ Doch im Alltag bedeutet das weiteren Stress. „Wir versuchen schon, unsere Poolkräfte zu holen, also Schwestern, die immer wieder aushelfen, aber am Ende bleibt oft nur die Leasingkraft.“ Die müssen dann in die Klinikarbeit eingeführt werden und kennen die Abläufe auf der Station oft nur rudimentär. Noch sind die Patienten mit der medizinischen Versorgung weitestgehend zufrieden. Die Klagen beziehen sich meist auf die fehlende Zeit der Zuwendung. Die Zukunft allerdings macht allen Sorge: „Ich weiß nicht, ob ich bei dem Stress noch meiner Arbeit adäquat nachkommen kann. Meine Angst ist, dass ich Patienten gefährde“, sagt Schwester Anja und eilt schon wieder zum nächsten Pa