Mehr als ein Szenario: Während Francois Mitterand im Elysée-Palast seinen Freund Helmut Kohl empfängt, sitzen in den Hinterzimmern Mitterands engste Berater und Freunde zusammen. Während die einen über Weltpolitik räsonieren, brüten die anderen darüber, wie sie mit ihren Scheinfirmen öffentliche Gelder abzweigen können. "Unter Mitterand wurde die Korruption sozusagen institutionalisiert - mit fürstlicher Genehmigung," so der ehemalige Untersuchungsrichter Thierry Jean-Pierre. Francois Mitterand, diese feinfühlige und elegante, lebenskluge und kultivierte Erscheinung, hatte eine Nähe zu Menschen mit krimineller Energie - fast magisch zog er sie an. Heute weiß man: Der französische Ausnahmepolitiker führte ein Doppelleben - einerseits Staatsmann, andererseits Pate. Die Affairen waren zahllos, ebenso die Skandale, beruflich und privat. Aber dem Patriarchen konnte nichts anhaben, da konnte die Presse aufdecken, was sie wollte. Edwy Plenel, Direktor von Le Monde, spricht Klartext: "Mitterand ist ein sehr guter Lügner." 14 Jahre war Mitterand Präsident der französischen Republik. In dieser Zeit verschwendet er Hunderte von Millionen für die Renovierung historischer Schlösser, um sich mit seinen Staatsgästen dort zu treffen - als "roi soleil". Fast spielerisch wurde er mit seinem janusköpfigen Leben fertig, die Machenschaften und Eskapaden seiner Schützlinge trafen nie ihn selbst. "Die Franzosen sind verzaubert - auch von der dunklen Seite seiner Persönlichkeit. Mitterand bleibt für sie mysteriös, eine große Romanfigur. Ein Mann, der viele Frauen hatte, ein Mann mit einem zwielichtigen Verhältnis zum Geld wie zur Macht." Thierry Pfister, Verlagsleiter in Paris, erläutert im Film das symbiotische Verhältnis der Franzosen zu ihrem Präsidenten. Francois Mitterand, das ist das leibhaftig geworden Rätsel als Staatsmann, der Widerspruch in Person, oder: die "Sphinx", wie die Franzosen ihn nannten.
Name | Type | Role | |
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Michael Gramberg | Writer | ||
Michael Gramberg | Director |