"Sie verfügen über milliardenschwere Ressourcen, sie sind multinational, einflussreich - und sie kennen keine Moral. Das alles zusammen macht sie stark und gefährlich". So ein Experte über die internationale Tabakindustrie, das größte 'legale Drogenkartell', dem alle Mittel recht sind, weltweit die Märkte zu halten. Dies bewies die Weltgesundheitsorganisation WHO jetzt in Genf, als sie mit Dokumenten belegte, wie die Tabakkonzerne jahrelang Experten gekauft und in die WHO geschleust hatten, um dem Kampf gegen das Rauchen die Wirkung zu nehmen. Dokumente, die erstmals in einem Gerichtssaal in Miami aufgetaucht sind, wo eine Sammelklage gegen führende US-Tabakkonzerne geführt wurde. Das Nikotin-Kartell, einflussreich und unangreifbar - bis vor kurzem noch. Ein Mann hat das verändert. Ein Insider, einer aus der Chef-Etage der US-Zigarettenindustrie: Dr. Jeffrey Wigand. Ein renommierter Wissenschaftler, ein Chemiker, mit einer steilen beruflichen Karriere - einem Jahreseinkommen von über 500.000 Mark. Wigand war der erste, der an die Öffentlichkeit ging und eine Ungeheuerlichkeit aufdeckte: Sein Arbeitgeber, die Brown & Williamson Tobacco Company, versetzte den Tabak mit chemischen Substanzen, die das ohnehin hohe Suchtpotenzial von Nikotin weiter erhöhten - und damit den Zigaretten-Konsum noch einmal steigerten.