„America first“ lautet die Parole Donald Trumps. Dafür setzt der US-Präsident die führende Rolle der USA als Vormacht des Westens und Ordnungsmacht der Welt aufs Spiel. „Die Welt ist keine globale Gemeinschaft, sondern eine Arena“, lässt Trump verlauten und redet damit einer Weltordnung das Wort, die eher auf Konfrontation als auf Kooperation eingestellt ist und den bisherigen Machtstatus Washingtons neu ausrichten soll. Wer als US-Präsident transatlantische Schutzversprechen relativiert, aus internationalen Abkommen wie dem Klimavertrag oder dem Atom-Deal mit Iran aussteigt, einen Handelskrieg anzettelt, langjährigen Verbündeten Sanktionen androht, rüttelt an der von den USA selbst geschaffenen internationalen Architektur. Fürsprecher Trumps sagen, er breche lediglich mit Verpflichtungen, die vor allem auf Kosten der USA gegangen seien, er reagiere auf eine veränderte Weltlage und innere Krisen. Das Verhältnis der USA zu anderen Teilen der Welt war über weite Strecken der Geschichte ambivalent, das eigene Rollenverständnis wechselte. Im Lauf der Epochen gab das Weiße Haus unterschiedliche Antworten auf die Frage nach dem eigenen Standort als Großmacht. George Washington riet von dauerhaften Verbindungen mit Mächten außerhalb Amerikas ab. Die Gründer- und Verfassungsväter sahen die expansive Außen- beziehungsweise Kolonialpolitik der Europäer kritisch. Allerdings waren die USA damals auch in einer anderen Lage: Ihr Territorium konnte sich weiterhin auf dem Kontinent ausdehnen, war geschützt durch zwei Ozeane. Die spätere Formel „Amerika den Amerikanern“ richtete sich gegen Einmischung von außen und setzte eigenen kolonialen Ambitionen Grenzen. Militärische Stützpunkte, Beistandsverträge, Handel und Investitionen sicherten Einflusssphären in Übersee. Es waren die beiden Weltkriege des 20. Jahrhunderts, welche die USA schließlich in die Rolle einer internationalen Supermacht katapultierten, militärisch, wirtschaftlich und politisch. Die Vereinigten Staaten galten als