Dies ist die Geschichte von einem globalisierten Multimillionengeschäft, von kriminellen Schmugglerbanden, steinreichen Gangsterbossen und armen Fischerdörfern, von Kapstadt und von enttäuschten Hoffnungen im neuen Südafrika. Es ist eine Geschichte über die unstillbare Gier nach einer Schnecke. Die Briten haben sie abalone getauft, die Buren in Südafrika gaben ihr den Namen perlemoen, wir nennen sie Seeohren. Eine begehrte Delikatesse, vor allem in China, wo sie in Pulverform als Aphrodisiakum gehandelt und gerne bei Hochzeiten verschenkt wird. Auch die Japaner schätzen die Schnecke sehr, sie essen sie bevorzugt als Sashimi. Die Schnecke aus der Familie der Haliotidae, die rund 70 Mitglieder zählt und in fast allen warmen Meeren heimisch ist, kann bis zu zwei Kilogramm schwer und 30 Jahre alt werden. Der südafrikanische Staat beschloss 1970, die kommerzielle Nutzung dieser Weichtiere zu regulieren, und führte Fangquoten ein. Wer damals keinen Anteil bekam, bediente sich im Supermarkt der Natur eben selbst. In den neunziger Jahren ist das illegale Geschäft explodiert. Das wiederum hängt mit dem Untergang der Apartheid zusammen. Südafrika war von 1994 an ein demokratisches Land, es kehrte nach jahrzehntelanger Ächtung zurück in die Völkerfamilie und öffnete sich dem Weltmarkt. Mit dem globalen Handel kam auch das globale Verbrechen ins Land, nigerianische Drogendealer, ukrainische Waffenschieber. Und chinesische Triaden, die im fernen Osten ein höchst lukratives Business mit Seeohren betreiben.