600 Jahre lang war Angkor das alles überstrahlende Reich in Südostasien. Heute liegen seine gigantischen Tempel überwuchert im Dschungel Kambodschas. Was Millionen Touristen nicht ahnen, die jedes Jahr die berühmten Ruinen besichtigen, der zentrale Tempel Angkor-Wat ist nur die noch sichtbare Krönung einer einst riesigen Metropole, die erstaunliche Ähnlichkeit mit gegenwärtigen Großstädten hatte. Archäologische Untersuchungen eines australischen Forscherteams suchen Antwort auf die Frage, ob Angkor einmal die größte Stadt der Welt war. Seit ihrer Wiederentdeckung vor 160 Jahren faszinieren die versunkenen Tempellandschaften von Angkor die Archäologen. Nirgendwo auf der Welt finden sich größere sakrale Bauten, beeindruckendere Reliefs und reichere Ornamentik. In den letzten 100 Jahren konzentrierten sich die Forscher auf die Tempel rund um den Angkor-Wat. Als das Terrorregime der Roten Khmer Kambodscha heimsuchte und ein Drittel der Bevölkerung ermordete, war an archäologische Forschung nicht mehr zu denken. Bis das australische GAP-Team ("Greater Angkor Project") um Roland Fletcher in den 90er Jahren nach Angkor zurückkehrte. Fletcher vermutete, dass Angkor weitaus größer war, als bisher angenommen. Er begann seine Grabung am größten Wasserreservoir des Mittelalters, dem Baray, es ist acht Kilometer lang und zwei Kilometer breit. Sollte all dieses Wasser aus rein religiösen Gründen aufgestaut worden sein? Für Prof. Fletcher ein absurder Gedanke. Kein Volk der Welt würde 200.000 Arbeiter über drei Jahre an der Errichtung eines solchen Monuments ohne praktisches Kalkül arbeiten lassen. Oder doch? Immerhin hatten Forscher schon vor über 150 Jahren bewiesen, dass jedes Bauwerk der alten Khmer einen starken religiösen Bezug hat. Als Erstem gelang es Adolf Bastian, die mythologischen Wurzeln Angkors zu entschlüsseln. 1863 kämpfte sich der Begründer der modernen Ethnologie durch den Dschungel und erkannte, dass Hindus, nicht Buddhiste